Schweizer Bier wird digital

Seit diesem Frühjahr wird die Schweizer Biersteuer zu 99 Prozent digital erhoben. Die betroffenen Brauereien haben sich die Anwendung der Eidgenössischen Zollverwaltung rasch zu eigen gemacht. Ein Bericht aus der Brasserie des Franches-Montagnes im Jura.

02.09.2021, Yanis Gogniat

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Jérôme Rebetez, Gründer der Brasserie des Franches-Montagnes (BFM), inmitten der Silos und Tanks, aus denen 1997 die ersten BFM-Biere hervorgingen.

Die Dienstleistungen der Eidgenössischen Zollverwaltung (EZV) werden mit DaziT schrittweise digitalisiert. Die Brauereien gehören zu den ersten Branchen, die davon profitieren. Seit Frühjahr 2021 steht die neue Anwendung Biera im ePortal des Eidgenössischen Finanzdepartements zur Verfügung. Seither melden die grossen und mittleren Schweizer Brauereien ihre Quartalsproduktion auf diesem Weg bei der EZV an.

Die Freiberge im Jura sind bekannt für die gleichnamige Pferderasse, ihre Tannenlandschaften, aber auch für ihre Brauerei. Seit 1997 befindet sich in Saignelégier die Brasserie des Franches-Montagnes, eine Pionierin der Schweizer Craft-Beer-Produktion. Heute produziert die von Jérôme Rebetez gegründete «BFM» fast 500 000 Liter Bier pro Jahr. Eine «überschaubare Menge», findet der Jurassier, der uns Mitte Juli bei der zweiten digitalen Quartalsdeklaration mit der neuen Biera-Anmeldung dabei sein liess.

«Gute Vorbereitung ist die halbe Miete»

Für die Steueranmeldung der BFM ist Kevin Egenschwiller zuständig. Der 30-jährige Brauer aus dem Elsass arbeitet seit 2015 bei der BFM. Obwohl er die Anmeldung erst zum zweiten Mal mit Biera vornimmt, scheint der Prozess schon gut zu laufen.

Die Vorbereitungen für die digitale Quartalsdeklaration beginnen mit der Auswahl der nötigen Dokumente, das heisst der Produktions- und Ausfuhrblätter. «Das Wichtigste ist deren sorgfältiges Ausfüllen. Die Grundlage für die Steueranmeldung sind die Zahlen, die wir vorher zusammenstellen. Sind die abgefüllten Biermengen und die übrigen Statistiken korrekt in unsere Produktionsblätter eingetragen, ist es ein Kinderspiel», sagt Kevin Egenschwiller.

Er überträgt die Daten dann in eine Exceltabelle. Kein Muss, für die BFM aber ein sinnvoller Schritt. «Damit schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe: Unsere Quartalsstatistiken sind in einem Dokument zusammengestellt und gespeichert. Und die Tabelle vermeidet Fehler bei der Deklaration. Wenn die berechneten Mengen in der Tabelle und in Biera übereinstimmen, heisst das, dass alles in Ordnung ist. »

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Brauer Kevin Egenschwiller, zuständig für die Quartalsdeklaration der BFM, ist bereit für die Eingabe der Monate April, Mai und Juni 2021.

In ein paar Minuten erledigt

Anschliessend verbindet sich Kevin Egenschwiller mit Biera auf dem ePortal des Eidgenössischen Finanzdepartements. «Biera ist sehr einfach zu bedienen. Die Schnittstelle ist recht intuitiv, das macht sie effizient». Mit seiner geöffneten Exceldatei und den nötigen Dokumenten vor sich braucht Kevin Egenschwiller nur ein paar Minuten für die Deklaration. «Das geht so schnell, dass ich diese Aufgabe auch mal zwischen zwei Brauvorgängen erledigen kann.»

«Eigentlich ist es nicht viel anders als früher, als wir das Papierformular der EZV ausgefüllt haben. Der Vorteil ist, dass Biera die Berechnungen automatisch vornimmt, das vermeidet Fehler und spart Zeit. Ausserdem sind wir bei der digitalen Einreichung anders als bei der Papieranmeldung sicher, dass die EZV die Deklaration erhalten hat», so der Brauer.

Kevin Egenschwiller bedauert einzig, dass es nach dem Ausfüllen der Deklaration kein zusammenfassendes PDF-Dokument gibt. Diese Funktion ist bereits geplant. Wie alle digitalen Dienstleistungen von DaziT wird auch Biera schrittweise entwickelt und den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer angepasst. Die PDF-Übersicht soll bis Ende Jahr verfügbar sein.

Die Steueranmeldung in Biera Schritt für Schritt

Bei der BFM ist Vielseitigkeit das A und O

Dass ein Brauer die Steuerdeklaration ausfüllt, mag vielleicht überraschen. «Unser Unternehmen ist nicht so gross, dass wir alles trennen könnten», erklärt Jérôme Rebetez, Chef und Gründer der BFM. «Unsere 25 Mitarbeitenden müssen vielseitig sein. Ausserdem macht es Sinn, dass ein Mitarbeiter der Produktion, der auch die Fabrikationsblätter ausfüllt, für diese Aufgabe zuständig ist».

Kevin Egenschwiller hat nichts dagegen einzuwenden: «Relativ unabhängig zu sein und sich neben dem Brauen mit anderen Aufgaben zu befassen, ist interessant und fordernd, auch wenn es manchmal die Organisation unserer Arbeitstage komplizierter macht. Diese Vielseitigkeit ist auch eine Stärke, mit der wir den ‹Handwerksgeist› im Unternehmen bewahren», meint der «multifunktionale» Brauer lächelnd.

Biera ist bisher den grossen und mittleren Brauereien mit Quartalsdeklaration vorbehalten. Die rund 1000 kleineren Brauereien mit jährlicher Abrechnung, die das verbleibende Prozent der Biersteuer ausmachen, können Biera Anfang nächstes Jahr nutzen. Alle Informationen finden Sie hier.
 

Covid 19 hat der Produktion und den Steuereinnahmen zugesetzt

«Letztes Jahr haben wir coronabedingt über 100 000 Liter weniger produziert als in einem normalen Jahr», sagt Jérôme Rebetez. Die Hauptgründe dafür sind der wegfallende chinesische Markt, der starke Rückgang des Fassverkaufs nach der Schliessung von Bars und Restaurants und die allgemein zurückgegangenen Exporte. «Die Einbusse beträgt rund 25 Prozent», hält der Unternehmer fest.
Der Coronaeffekt ist in der ganzen Schweiz zu beobachten, dem Land mit den meisten Brauereien pro Einwohnende. Zwischen 2019 und 2020 ist die inländische Bierproduktion gemäss Schweizer Brauerei-Verband um 8 Prozent gesunken. Mit dem Produktionsrückgang haben sich auch die Einnahmen der EZV aus der Biersteuer zwischen 2019 und 2020 von 116,7 auf 110,4 Millionen Franken verringert.

Impressionen

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