Fotoausstellung zum Thema Migration im Zollmuseum: ein Gespräch mit Darrin Zammit Lupi

09.07.2024, Nadia Passalacqua

In diesem Jahr präsentiert das Schweizerische Zollmuseum eine Fotoausstellung zum Thema Migration, ein Thema, das die Schweiz und das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) gleichermassen betrifft. Die Bekämpfung der irregulären Migration fällt in den Aufgabenbereich des BAZG.
Die Wanderausstellung mit dem Titel «Migration – eine Fotoausstellung von Darrin Zammit Lupi» ist Teil der Feierlichkeiten zum 30 jährigen Bestehen der Schweizer Vertretung der Internationalen Organisation für Migration (IOM), der wichtigsten zwischenstaatlichen Organisation im Bereich der Migration. Forum Z hat mit dem Autor der Ausstellung, Darrin Zammit Lupi, gesprochen.
 

Im Laufe seiner langjährigen Karriere hat Darrin Zammit Lupi für die Zeitungen Times of Malta und The Malta Independent über verschiedene nationale und internationale Migrationsprojekte berichtet. Parallel dazu reiste er als freier Journalist für Reuters rund um den Globus. Seine Arbeiten wurden in verschiedenen Büchern, im Fernsehen und online veröffentlicht. Seine Fotos erschienen in der internationalen Presse, darunter in Magazinen und Zeitungen wie Time, Newsweek, The New York Times, The Sunday Times, The Guardian, Paris Match, Der Spiegel und anderen. In den letzten 30 Jahren berichtete er über die Kriege in Bosnien und im Kosovo, den Tsunami in Südostasien, den Konflikt in Libyen sowie über Themen im Zusammenhang mit den Millenniums-Entwicklungszielen in verschiedenen Teilen Afrikas. Darrin Zammit Lupi lebt auf Malta.

Um mehr über seine Arbeit zu erfahren, haben wir dem Künstler einige Fragen gestellt. Darrin Zammit Lupi, welches Erlebnis hat Sie auf Ihren Reisen für Ihre Reportagen am meisten berührt?

Darrin Zammit Lupi
Foto: zvg

Es ist schwierig, ein konkretes Erlebnis herauszugreifen, aber lassen Sie mich Folgendes erzählen: Ein besonders traumatisches Erlebnis, das ich manchmal heute noch vor meinem geistigen Auge habe, war 2017, als es auf dem Meer viele Tote gab und ich an Bord eines Schlauchbootes war, das die Leichen barg. Vor meinen Füssen lag eine tote schwangere Frau, und ich erinnere mich noch lebhaft daran, wie ich mich über sie gebeugt und ihr ins Gesicht geschaut habe, während ich sie mit einem Stück Stoff aus ihrem untergegangenen Schlauchboot zudeckte. Das hat mich auf lange Zeit geprägt.

Wie hat ihr Leben auf Malta, das ja als Brennpunkt der Migration gilt, Ihre Sicht auf das Thema und die Art und Weise, wie Sie es fotografisch festhalten, verändert? Stellen Sie es zum Beispiel persönlicher dar?

Auf Malta zu leben hat es mir gerade bei diesem Thema ermöglicht, über eine Geschichte von globaler Bedeutung zu berichten, die sich in meinem Land abspielt. Als ich angefangen habe als Fotojournalist zu arbeiten, dachte ich, man könne nur über grosse internationale Geschichten berichten, indem man ins Ausland reist. Aber in diesem Falle fand ich die Geschichte praktisch vor meiner Haustür. Da ich hier lebe, konnte ich mich für eine längere Zeit in das Thema vertiefen, was nicht möglich gewesen wäre, wenn ich für meine Fotos zu diesem Thema hätte reisen müssen.

Sie haben Migrationsgeschichten mitverfolgt, die von verschiedenen Faktoren bestimmt wurden. Was stellen Sie bei den verschiedenen Situationen für Gemeinsamkeiten und Unterschiede fest?

In sämtlichen Fällen migrieren die Menschen, weil sie auf der Suche nach einem besseren Leben für sich und für ihre Kinder sind. Die Reisen, die sie unternehmen, sind so gefährlich, so risikoreich, dass sie diese wohl nie aus einer Laune heraus machen würden. Da spielt ein hohes Mass an Verzweiflung mit. Ich denke immer, einfach nur wegen eines geografischen Zufalls, nämlich wo wir geboren wurden, geht es um sie und nicht um uns. Es könnte auch genauso gut umgekehrt sein: wir und nicht sie.

Erlebt man solche Situationen anders, wenn man durch das Objektiv einer Kamera blickt?

Die Szenen, die sich direkt vor einem abspielen, durch das Objektiv einer Kamera zu sehen, schafft eine gewisse Distanz zu dem, was gerade passiert. Es ist einer dieser psychologischen Mechanismen, der es Fotografinnen und Fotografen ermöglicht, in äusserst schwierigen und entsetzlichen Situationen weiterhin zu funktionieren und die Arbeit zu tun, für die sie da sind. Es hilft dabei, den Moment emotional nicht allzu nahe an sich heranzulassen. Das geschieht erst nachher, und so kommt es zu einer verspäteten emotionalen Reaktion auf das, was passiert ist.

Die Ausstellung bietet die Möglichkeit, das Thema Migration aus einer professionellen und gleichzeitig sehr sensiblen und menschlichen Perspektive aus zu betrachten.

Fotoausstellung-2024

Geparden und Elefanten als Teil der geschützten Arten

Nebst der Ausstellung von Darrin Zammit Lupi zum Thema Migration bietet das Schweizerische Zollmuseum auch einen Abstecher in die Savanne. Natürlich handelt es sich dabei nur um einen virtuellen Abstecher, aber wenn man vom See her kommt, kann man an den Fenstern des Museums Elefanten, Geparde und Papageien erkennen. Diese gedruckten Bilder, bilden einen Teil der neu gestalteten Ausstellung über durch das Artenschutzübereinkommen (CITES) geschützte Arten. Dabei handelt es sich um ein Übereinkommen, das von 184 Ländern unterzeichnet wurde, die sich dazu verpflichtet haben, mehr als 5000 Tierarten und 28 000 Pflanzenarten vor Übernutzung zu schützen. Danach können gefährdete Tier- und Pflanzenarten nur in nachhaltigem Masse gehandelt werden. Ob Taschen, Gürtel und Portemonnaies aus Krokodilleder oder Schals aus Shahtoosh-Wolle – das BAZG überwacht die Ein-, Aus- und Durchfuhr von geschützten Tieren und Pflanzen bzw. Teilen oder Erzeugnissen daraus nach den Bestimmungen des CITES, sowohl bei gewerblichen Sendungen als auch im Reiseverkehr.

Museumsteam 2024

Das Team des Museums empfängt die Besucherinnen und Besucher von Dienstag bis Sonntag jeweils zwischen 12.00 und 17.00 Uhr. Der Eintritt ist gratis. Alle Informationen zum Museum, zu den Ausstellungen und zur Schiffsreise finden Sie hier.

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