Kompetenzzentrum Heimtiere – vor allem illegal eingeführte Hunde

Aus dem Ausland kommende Katzen, Hunde und andere Kleintiere müssen beim Grenzübertritt angemeldet werden. Unterlässt dies jemand, landet der Fall über kurz oder lang beim Kompetenzzentrum Heimtiere in Brig. Ein Einblick.

26.10.2022, Tabea Rüdin

Ein Tierarzt will einen ursprünglich aus dem Ausland eingeführten Vierbeiner in der Hundedatenbank AMICUS registrieren, so wie es vorgeschrieben ist. Dabei stellt er fest, dass im Heimtierpass sowohl der Zoll-Stempel als auch der Nachweis über eine Tollwutimpfung fehlen. Ein typischer Fall, wie sie dem Kompetenzzentrum Heimtiere des BAZG – in diesem Fall von einem Tierarzt – gemeldet werden.
 

Hund-Heimtiere

Aufwändige Fallbearbeitung

Wer nun denkt, dort wimmle es nur so von Heimtieren, täuscht sich. Drei Büros teilt sich das Team, plus einen Vorraum voller Aktenschränke und Dossiers. Tiere sind, abgesehen von den Computermäusen, keine zu sehen. «Uns erreichen monatlich Hunderte von Meldungen», sagt Chef Christian Flück, der im Schnitt von drei bis vier Mitarbeitenden unterstützt wird. Das Ende der Fahnenstange sähen sie eigentlich nie. Denn die Fallbearbeitung ist nicht ganz ohne: Nach Registrierung und Bestätigung eines Meldungseingangs wird auf Basis des geprüften und vollständigen Dossiers das Strafverfahren durchgeführt, die Rechnung über die fällige Mehrwertsteuer sowie Busse versandt und danach rapportiert. Zölle fallen auf Tiere keine an. Rund eine Million Franken an Mehrwertsteuer-Nachforderungen und Bussengeldern gingen seit Bestehen des Kompetenzzentrums 2019 ein. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass dort ausschliesslich jene Fälle bearbeitet werden, bei denen auch ein Mehrwertsteuer- oder Zollvergehen vorliegt. Fehlt also beispielsweise «nur» eine Impfung, sind die kantonalen Behörden zuständig. Auch bedeutendere Fälle gewerbsmässigen Hundeschmuggels sind nicht enthalten, da diese durch die Strafverfolgung des BAZG geahndet werden.

Grossmehrheitlich Hunde

Mit 92 Prozent die grosse Mehrheit der behandelten Fälle betreffen Hunde, etwas mehr als sieben Prozent Katzen. Der verschwindend kleine Rest sind Heimtiere wie Frettchen, Papageien oder Kaninchen. Illegale Einfuhren von geschützten Tieren werden wiederum durch die Zollfahndung, respektive – sofern kein Zoll- oder Mehrwertsteuervergehen vorliegt – von der nächstgelegenen Artenschutzkontrollstelle oder dem Notfalldienst des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) bearbeitet.

Pandemie als Katalysator

Nebst Tierärzten und Tierheimen können die Meldungen vom Kanton (Polizei, Veterinärdienst, Staatsanwaltschaft), von Gemeinden, den Eigentümern selber oder durch BAZG-Mitarbeitende an der Grenze erfolgen. Ein Blick auf die Anzahl Meldungen zeigt eine starke Zunahme: Von 2009 rund 8-40 monatlichen Fällen erhöhte sich die Zahl im Frühling 2021 sprunghaft auf rund 400-600 Meldungen pro Monat, was wohl nicht zuletzt dem oftmals durch die Corona-Pandemie ausgelösten und leichtsinnig übers Internet befriedigten Wunsch nach einem Vierbeiner geschuldet ist. 

Broschüre Augen auf beim HundekaufAugen auf beim Hundekauf!
Zusammen mit dem Schweizer Tierschutz lancierte das BLV eine Kampagne zum Thema Hundekauf

«Oft denken die Halterinnen und Halter auch, sie würden ein Tier aus dem Ausland ‘retten’ – dabei fördern sie mit ihrem oftmals unüberlegten Kauf genau die Zustände, aus denen sie die Tiere befreien möchten», berichtet Flück. Die fraglichen, illegal operierenden Anbieter würden immer gewiefter, sie lernten dazu, um nicht greifbar zu werden und ihr Geschäft weiterhin betreiben zu können: «Das Tierwohl ist ihnen dabei leider häufig egal». Es ist viel Geld im Spiel, das Risiko dagegen vergleichsweise niedrig. Flück ist die Zusammenarbeit mit den Veterinären und auch die gegenseitige Unterstützung auf nationaler Ebene denn auch ein Anliegen, um dieser Problematik Herr zu werden. Grundsätzlich liegt die Federführung für das Thema des illegalen Hundehandels aber beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV), mit dem das Kompetenzzentrum ebenfalls einen regen Austausch pflegt.

Eingang Meldungen pro Quartal

Diagramm Heimtiermeldungen
Sprunghafter Anstieg des Arbeitsanfalls: Da lassen sich Wartezeiten bei der Bearbeitung der Dossiers nicht vermeiden

Die meisten Tierhalterinnen und Tierhalter würden das im Nachgang entstandene Problem mit den Behörden gemäss Flück denn auch verstehen und sich kooperativ verhalten. Schliesslich geht es bei der Arbeit des Kompetenzzentrums Heimtiere auch um die Vermeidung von Tierseuchen oder Krankheiten wie die für Mensch und Tier tödliche Tollwut – sowie letztlich darum, durch Sensibilisierung auf verschiedenen Ebenen die Anzahl der Fälle zu reduzieren und so etwas zum Schutz der Tiere beizutragen. Und genau das ist auch die Motivation von Christian Flück und seinem Team in ihrer täglichen Arbeit. 

Meldepflicht für Hunde, Katzen und Co.

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