«Kommunizieren, ohne Wenn und Aber! »
Topsharing im Einsatzbereich – wie soll das gehen? Samira Niederhauser und Sophie Ludy haben sich diese Gedanken intensiv gemacht und teilen sich seit bald einem Jahr die Funktion Gruppenchefin beim Zoll Oberwallis. Hochmotiviert und überzeugt von ihrem Modell.
23.09.2022, Tabea Rüdin
«Mit der laufenden Transformation sahen wir unsere Chance gekommen», so Grenzwächterin Sophie Ludy und die ausgebildete Zöllnerin Samira Niederhauser. Die Idee, im Einsatzbereich eine Führungsfunktion zu teilen, musste sich allerdings auch bei ihnen selber erst entwickeln – erst dann fassten die beiden Mitarbeiterinnen, die sich kaum kannten, den Entscheid es gemeinsam zu probieren.
Ideen überzeugten
Beide für sich machten sich daraufhin Gedanken, wie ein solches Jobsharing konkret aussehen könnte – «unsere Resultate waren sich erstaunlich nahe», erinnert sich Sophie. Und ihre Ideen vermochten beim anschliessenden Vorstellungsgespräch zu überzeugen: Am 1. Dezember 2021 übernahmen sie zu je 60 Prozent die neue Funktion. Monate später sagt ihr Chef Vincent Salamin, dass die Vorteile auf der Hand gelegen hätten: «Ich konnte gar nicht anders, als ihnen diese Chance zu geben». Da es im Einsatzbereich des BAZG noch keine vergleichbaren Erfahrungen gab, schwang auch ein gewisses Risiko mit – und der Rückhalt der Führung war somit immanent wichtig. Darin sind sich Sophie und Samira einig: «Ohne fortschrittliche Vorgesetzte wären wir wohl nicht weit gekommen».
«Es prallten zwei Welten aufeinander»
Obwohl die beiden Gruppenchefinnen offensichtlich an einem Strang ziehen, war die Zusammenarbeit zu Beginn ein ziemlicher Kulturschock: Auf der einen Seite war da Sophie, langjährige Grenzwächterin und ehemalige Armeeangehörige, die es gewohnt war, jetzt sofort eine Entscheidung zu treffen, penibel auf eine korrekte Tragweise der Uniform achtete und deren Arbeitszeiten mit dem Dienstplan strikt vorgegeben waren. Auf der anderen Seite Zollfachfrau Samira, die eher eine gemeinschaftliche als hierarchische Arbeitsweise kannte, niemals auf die Farbe ihrer Socken achtete und die Gleitzeit gewohnt war. «Es brauchte viel Humor und Anstrengung von beiden, bis wir wussten, wie die andere tickt», blickt Samira augenzwinkernd auf die Anfänge des Duos zurück.
Vorteile über die Pionierarbeit hinaus
Diese Anfänge fielen zusammen mit der organisatorischen Neuausrichtung des BAZG, wo sich in den frisch gebildeten Teams auch noch vieles anderes neu einspielen musste. «Das war und ist ein Riesenjob», so Sophie. Und nicht nur bei ihnen, sondern auch im Team sei das Profitieren vom Wissen des respektive der anderen im Zuge der Transformation enorm wertvoll. Dass das Führungsduo mit dem Jobsharing sowohl im Bereich Waren als auch Personen fundierte Kenntnisse hat, kommt der Vision von 360-Grad-Kontrollen und dem Verbinden von zwei Denkweisen in fachlicher wie auch kultureller Hinsicht nur zugute. Ebenso, dass sie einerseits von französischer und andererseits von deutscher Muttersprache sind. Dass sie zuerst miteinander Rücksprache halten und somit weniger im Affekt handeln. Und dass zum Beispiel auch Personalbeurteilungen breiter abgestützt sind, da sie das Ergebnis zweier Meinungen abbilden.
Kommunikation: das A und O
Mit Schichtarbeit, Ausbildungen und Teilzeitpensum ist es selten, dass sich Samira und Sophie, beide Mütter von zwei Kindern, am Arbeitsort begegnen. Dennoch sind sie stets auf dem Laufenden, Sprachnachrichten sei Dank: «Wir müssen bei Arbeitsbeginn auf dem aktuellsten Stand sein und folglich viel miteinander kommunizieren, ohne das geht es nicht». Das sei gleichermassen Herausforderung wie auch intrinsisches Bedürfnis und klappe gut. Überhaupt ist ihnen Teamarbeit ein grosses Anliegen, «gemeinsam» ein wichtiges Wort. Und so tragen nebst den Chefs auch die Mitarbeitenden die Philosophie der zwei Gruppenchefinnen, die beide kompromisslos zufrieden mit ihrem Modell sind.