Wer ist der Mensch Giovanni Lazzaroni?
Giovanni Lazzaroni ist ein verheirateter Tessiner, der drei erwachsene Kinder hat: eine Tochter und zwei Söhne. Ich bin auch mittlerweile Grossvater einer Enkelin, die zehn Jahre alt ist. Ich arbeite seit 1980, also seit 42 Jahren, beim Zoll und werde in anderthalb Jahren pensioniert. Und es ist mir wichtig zu betonen, dass ich in meiner Karriere immer versucht habe, mein Bestes für meinen Arbeitgeber zu geben, ohne jedoch meine Familie zu vergessen, die mich bei meinen Entscheidungen unterstützt hat.
Sie haben fast Ihre ganze Karriere beim Zoll verbracht. Was war überhaupt Ihre Motivation, um beim Zoll anzufangen?
Ich arbeitete zunächst bei einer Spedition als Zolldeklarant. Ich hatte daher viel mit dem Zoll zu tun und war vom Wissen der Zollbeamten, wie sie damals noch hiessen, tief beeindruckt. Sie kannten sich unglaublich gut aus mit den unterschiedlichen Materialien und den verschiedenen Maschinenteilen und konnten diese sofort bestimmen.
In der Rekrutenschule wurden uns die Karrieremöglichkeiten bei der Grenzwacht und beim Zoll präsentiert und ich habe mir gedacht ‘Ja, warum nicht zum Zoll?’ und habe mich für die Ausbildung zum Zollbeamten beworben. In der Zwischenzeit sollte ich für unsere Speditionsfirma nach Deutschland gehen. Ich hatte sogar schon eine Arbeitsbewilligung erhalten. Ich musste mich also schnell entscheiden. Ich ging deshalb zum Generaldirektor der Firma und habe ihm gesagt, dass ich das Angebot ablehnen würde. Er antwortete darauf ‘Herr Lazzaroni, Sie sind für mich der lebendige Beweis, dass Tessiner nur beim Zoll, bei der Post oder bei der SBB arbeiten können’. Das hat mich sehr getroffen und war wahrscheinlich auch mit ein Grund dafür, immer etwas mehr beim Zoll erreichen zu wollen.
Hat es denn für Sie als Tessiner eine besondere Bedeutung, beim Zoll zu arbeiten?
Ich glaube nicht, dass der Satz des Generaldirektors korrekt war. Tessinerinnen und Tessiner können auch sehr gut in anderen Bereichen Karriere machen. Dennoch war es für uns Tessiner interessant, beim Zoll zu arbeiten, denn wir mussten bereits bei der Ausbildung in Liestal eine zweite Sprache vertieft anwenden. Es war obligatorisch, die Ausbildung in Deutsch oder Französisch zu absolvieren. Es war dann auch Pflicht, circa zehn Jahre in der Deutschschweiz zu arbeiten. Das gab mir die Gelegenheit, die Sprache zu lernen und die Kultur zu erleben.
Sie haben die Ausbildung zum Zollbeamten in Liestal absolviert. Waren beim Zoll Zürich Frachtgut. Haben Stationen in Brig, Lausanne, Chiasso, Agno durchlaufen. Strasse, Schiene, Luft. Ihre Karriere liest sich wie ein Atlas des Schweizer Zolls. Gibt es – neben Ihrer Heimat im Tessin – einen Ort, mit dem Sie eine besondere Verbindung haben?
Meine erste Praxiserfahrung beim Zoll habe ich im Raum Brig, Gondo, Domodossola gesammelt. Ich habe viel gelernt und durfte zum ersten Mal Berufskollegen beim Zoll erleben. Unser Instruktor hat uns eng begleitet und ich konnte sehr viel von ihm lernen. Auch meine Zeit in Zürich – ich war sechs Jahre lang dort – war sehr prägend. Wir waren viele junge Kolleginnen und Kollegen und ich habe in Zürich auch meine Frau kennengelernt, die ebenfalls aus dem Tessin stammt.
Es ging um Zigarettenschmuggel – aber auch um Wertmetalle, also Gold und Silber